Bamberg - Neue Residenz

Der Sitz des Bamberger Domkapitels, erbaut von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn 1696-1703 nach Plänen von Leonhard Dientzenhofer

Lothar Franz von Schönborn wurde 1693 zum Fürstbischof von Bamberg und 1695 zum Erzbischof von Mainz und damit zum Erzkanzler und ersten Reichsfürsten gewählt. Er ernannte Leonhard Dientzenhofer zum Hofbaumeister in Bamberg und eine seiner ersten Aufgaben war der Bau der Barockflügel der Neuen Residenz als Sitz des Bamberger Domkapitels. Die Barockflügel wurden in den Jahren 1696-1703 erbaut, wobei Leonhard Dientzenhofer hier einen neuen Stil mit strengen Formen geschlossener Fenstergiebel und reiner Pilasterordnung anwandte. Die Residenz beherbergte ursprünglich die Verwaltungsräume des bischöflichen Amtes.

Ausführliche Informationen

Geschichte

Die Neue Residenz als Sitz des Bamberger Domkapitels wurde in zwei Bauabschnitten mit zwei Renaissance- und zwei Barockflügeln errichtet.

Die beiden dreigeschossigen Renaissanceflügel wurden unter Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel 1604 nach Plänen des Nürnberger Stadtbaumeisters Jakob Wolff d. Ä. zwischen 1601 und 1613 auf dem nordwestlichen Teil des Gesamtareals errichtet.

1693 wurde Lothar Franz von Schönborn zum Fürstbischof von Bamberg und 1695 zum Erzbischof von Mainz und damit zum Erzkanzler und ersten Fürsten im Reich gewählt. Lothar von Schönborn war einer der begabtesten und impulsivsten Fürsten, die je den Bamberger Bischofsstuhl innehatten. Es ist eine glorreiche Zeit in der deutschen Kunstgeschichte, die man mit Recht das "Zeitalter der Schönborns" nennen kann.

Damals strebte die berühmte Familie der Grafen von Schönborn auf den Höhepunkt ihrer politischen Bedeutung zu. In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts waren alle wichtigen kirchlichen Besitzungen in Franken und Schwaben für lange Zeit in den Händen dieser Familie vereint - das Bistum Bamberg (1693-1746), das Kurfürstentum Mainz (1695-1729), das Bistum Würzburg (1719-25, 1729-46), Speier (1719-43) und Konstanz (1740-43), das Kurfürstentum Trier (1729-56) und schließlich das Bistum Worms und die Fürstpropstei Ellwangen (1732-56), und markierte zugleich den Machtbereich der Familie, die zu höchstem Ruhm gelangte.

Wo immer die Schönborns regierten, begann bald eine Ära der künstlerischen Blüte. Die alten einfachen bischöflichen Residenzen wurden aufgegeben, und das gesteigerte Repräsentationsbedürfnis, die Freude an größerem Komfort und die Liebe zur Kunst ließen neue prächtige Palastbauten entstehen, die ein beredtes Zeugnis für das gewachsene Selbstbewusstsein ihrer Bewohner ablegen.

Bei seiner Wahl zum Fürstbischof von Bamberg 1693 wurde Lothar Franz von Schönborn jedoch vom Domkapitel gezwungen, sich zu verpflichten, "keine neuen Stätten zu bauen oder alte teuer ausbessern zu lassen". Für seinen "Bauwurm", wie er seine Bauleidenschaft nannte, war dies eine sehr belastende Verpflichtung. Auch angesichts des schlechten Zustands der bischöflichen Residenz in Bamberg zu dieser Zeit. Das allgemeine päpstliche Verbot solcher Verträge befreite ihn erst 1697 endgültig.

Zu diesem Zeitpunkt war Leonhard Dientzenhofer, der am 12. April 1690 als Fürstbischof von Markgraf Sebastian von Stauffenberg per königlichem Dekret zum "Obersten Fürstlich Bambergischen Hofbaumeister" ernannt wurde, bereits ein angesehener Baumeister in Bamberg. Mit der Thronbesteigung von Lothar Franz von Schönborn stieg die Stellung Leonhard Dietzenhofers jedoch deutlich an.

Nachdem sich die Situation durch das Bauverbot entspannt hatte, nahm Lothar Franz von Schönborn 1695 den Bau der Neuen Residenz in Angriff. Der Neubaukomplex für die bischöfliche Verwaltung am Domplatz sollte auf den bereits errichteten Renaissance-Westflügeln errichtet werden.

Am 14. April 1695 tagte die erste Kommission des Domkapitels zur Erweiterung der bestehenden Räumlichkeiten der bischöflichen Residenz und zum Bau von Neubauten. Und am 7. Juli 1695 wurde der erste detaillierte Vertrag abgeschlossen. Im Jahr 1696 begannen die Bauarbeiten an der Neuen Residenz.

Der Hauptvertrag mit Leonhard Dietzenhofer wurde am 8. August 1697 abgeschlossen, weitere am 20. März und 7. Oktober 1698. Die Bauarbeiten im Rahmen dieser Verträge wurden bis 1700 durchgeführt und schließlich um Mitte 1703 abgeschlossen. Die Abrechnung des gesamten Baus erfolgte erst am 9. November 1707, kurz vor dem Tod von Leonhard Dientzehofer (26. November 1707).

Die dem Domplatz zugewandten Barockflügel der Neuen Residenz wurden von Leonhard Dientzenhofer zwischen 1696 und 1703 errichtet und sind in ihrer Form bis heute erhalten geblieben.

Die Erweiterung der Neuen Residenz sollte ursprünglich auch den Anschluss bzw. die Abtragung der Alten Hofhaltung, der ersten Residenz der Bischöfe, die ab 1475 schrittweise an der Stelle der Pfalz Kaiser Heinrichs II. errichtet wurde, beinhalten. Diese Überlegungen und Pläne wurden jedoch durch die schlechte finanzielle Lage im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg" gestoppt. Das einzige erhaltene Zeugnis des Verbindungsprojekts sind wahrscheinlich die Steine, die an der Ecke der Neuen Residenz an der Oberen Karolinenstraße stehen.

Die Seitenflügel der Neuen Residenz umschließen den Rosengarten. Der ursprüngliche Renaissancegarten wurde 1733 nach einem Entwurf von Balthasar Neumann in einen Barockgarten umgewandelt.

Nach der Säkularisation in Bayern diente das Gebäude ab 1803 als königliche Residenz. Wilhelm (erster Herzog von Bayern ab 1799), Maximilian II. (König von Bayern von 1848 bis 1864) und Otto von Wittelsbach (erster König von Griechenland von 1832 bis 1862) hatten hier ihre Residenzen. Otto und seine Frau Amalia kehrten im Exil nach Bayern zurück, wo sie von Juni 1863 bis zu seinem Tod in der ehemaligen fürstbischöflichen Residenzstadt Bamberg lebten.

Architektur

Der der Stadt zugewandte Flügel der Neuen Residenz mit dem hoch aufragenden Turm des "Pavillons der Vierzehn Heiligen" ist ein Beispiel für die architektonischen Ideale von Lothar Franz von Schönborn. Damals wurde der gesamte Domplatz, der bis dahin wie eine mittelalterliche Burg nach innen gekehrt war, zur Stadt hin geöffnet. Das alte Tor fiel, das Niveau der Vorderseite des Platzes wurde abgesenkt und eine Zufahrtsstraße aus der Stadt heraus geschaffen. Von der umgebenden Landschaft aus ist der die Stadt überragende Flügel der Residenz schon von weitem zu sehen.

Für die barocken Flügel der Neuen Residenz wandte Leonhard Dientzenhofer einen neuen Stil mit strengen Formen von geschlossenen Fenstergiebeln und reiner Pilasterordnung an.

Das Hauptportal im Südflügel wird durch einen figurengeschmückten Giebel über dem Giebel hervorgehoben. Durch eine Tür auf der linken Seite gelangt man in das schön stuckierte Treppenhaus der Residenz.

Der Mittelpunkt des Innenraums ist der Kaisersaal im 2. Stock. Es handelt sich um einen großen, aber nicht sehr hohen Saal. Seine Decken und Wände wurden in den Jahren 1707-1709 vom Hofmaler Melchior Steidl mit Fresken im Stil von Pietro da Cortona ausgeschmückt, wobei die Motive Medaillons römischer Kaiser und der antiken vier Reiche sind. An den Wänden befinden sich insgesamt 16 Porträts von Kaisern. Bis auf eine Statue stammen die Kaiser aus der Familie der Habsburger.

Im Saal der Vierzehn Heiligen Helfer im dritten Stockwerk unterhielt der Fürstbischof seine eigene Bibliothek, die er schließlich für private Zwecke nutzte.
In der Neuen Residenz befinden sich mehr als 40 repräsentative Räume, wie der Marmorsaal, der Spiegelsaal (jeweils mit einer Stuckatur von Antonio Bossi), der Weiße Saal, das Chinesische Kabinett und der Kaisersaal.

Die Innenausstattung der drei großzügigen Appartements mit zahlreichen kostbaren Möbeln und Kunstwerken dokumentiert heute die Nutzung des Gebäudes als Herrschaftssitz der Fürstbischöfe.

Die Seitenflügel der Neuen Residenz umschließen den Rosengarten. Vor der Anlage des Rosengartens an der Neuen Residenz befand sich an dieser Stelle im 16. Jahrhundert ein Renaissancegarten, der 1733 unter Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn in einen Barockgarten umgewandelt wurde. Die Gestaltung des Barockgartens wurde dem Baumeister Balthasar Neumann anvertraut. Der Gartenpavillon wurde von dem Architekten Johann Jakob Michael Küchel im Stil des Rokoko gestaltet. Die Skulpturen zum Thema der antiken Mythologie (1760-1761) stammen von Ferdinand Tietz.

Fresken

Die Decken und Wände des Kaisersaals wurden 1707-1709 durch den Hofmaler Melchior Steidl mit Fresken im Stil von Pietro da Cortona ausgestattet.

Inneneinrichtung

Die repräsentativen Räume und Zimmer waren reich mit Möbeln, Gemälden, Porzellan und Wandteppichen ausgestattet.

Gegenwart

Seit 1965 beherbergt der Ostflügel der Neuen Residenz die Staatsbibliothek Bamberg mit ihrer Sammlung antiker Werke, darunter 4.500 Handschriften, die bis ins 5. Jahrhundert zurückreichen, 3.400 Inkunabeln und 70.000 Drucke.

Die Staatsgalerie in der Neuen Residenz ist eine Zweiggalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. 1933 wurden zahlreiche bedeutende Gemälde aus der städtischen Sammlung (heute Museen der Stadt Bamberg) in die Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg überführt, als die Auflösung der städtischen Kunstsammlung und Gemäldegalerie auf dem Michelsberg beschlossen wurde. Hier sind Meisterwerke der altdeutschen Malerei und der europäischen Barockmalerei zu sehen. Zu den berühmtesten Gemälden der Sammlung gehören die Sintflut von Hans Baldung Grien und mehrere Werke von Lucas Cranach dem Älteren. Darüber hinaus finden sich hier mehrere Beispiele der wenig bekannten Bamberger Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts. Die Barockgalerie in den ehemaligen Hofsälen im selben Gebäude zeigt hochkarätige Werke deutscher, niederländischer und flämischer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter Werke von Jan Lievens, den Bamberger Malern Marquard, Nikolaus und Johann Christoph Treu sowie Gemälde von Johann Kupetzky.

Der Rosengarten ist für die Öffentlichkeit zugänglich und wird für zahlreiche Konzerte genutzt.

Karte des Ortes und der Umgebung Öffnen am mapy.cz

GPS: 49.8918464N, 10.8824150E
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