Bamberg
Bamberg, auch Fränkisches Rom genannt, ist eine antike Stadt, die in einem fruchtbaren Tal auf sieben Hügeln zwischen zwei Armen der Regnitz in Bayern im Südosten Deutschlands liegt. Sie hat etwa 78.000 Einwohner.
Der historische Stadtkern gehört seit 1993 zum UNESCO-Welterbe, die charmanten Häuser am Flussufer, die einst von Fischern bewohnt wurden, werden "Klein Venedig" genannt. In der historischen Bürgerstadt stehen die Häuser dicht gedrängt und die Stadt ist von einem Netz verwinkelter Gassen durchzogen. Eine Weltrarität in Bamberg ist das originale gotische Rathaus, das auf einer Brücke mitten im Fluss steht. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Rathaus im Barockstil umgebaut. In der Nähe des Alten Rathauses steht das ringförmige Gebäude des Schlosses Geyerswörth mit seinem Turm.
Die Dominante der Bischofsstadt ist der romanisch-gotische Dom (die dritte Kirche, die zwischen 1211 und 1237 erbaut wurde, nachdem die beiden vorherigen abgebrannt waren) mit vier schlanken Türmen und einem Innenraum mit beeindruckender gotischer Dekoration. Das Innere der Kathedrale ist auch deshalb bemerkenswert, weil sie zwei Chöre mit Altären besitzt. Der westliche Chor ist dem Heiligen Petrus gewidmet und enthält die Reliquien von Papst Clemens II. Es handelt sich um das einzige päpstliche Grabmal nördlich der Alpen. Außerdem gibt es einen östlichen Chor mit dem Altar des Heiligen Georg und vor dem Chor ein Grab mit den sterblichen Überresten des einzigen heiliggesprochenen Königspaares, Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunhuta. In der östlichen Krypta befindet sich ein Sarkophag mit dem Sarg eines anderen deutschen Königs, Konrad III, der in Bamberg starb.
Auf dem Domvorplatz, gegenüber der Alten Hofhaltung aus dem 16. Jahrhundert, ließ Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert die barocke Neue Residenz errichten.
1647 wurde in Bamberg eine Akademie gegründet, die 1803 aufgelöst und später wieder aufgebaut wurde, heute Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Das Mittelalter
Die erste Erwähnung Bambergs als Burg der Babenberger stammt aus dem Jahr 902, doch wird eine frühere, vielleicht schon keltische Besiedlung (auf der Altenburg) angenommen. Zur Zeit der Völkerwanderung verdrängten die Slawen die Germanen. Später wurde die Landschaft jedoch von der germanischen Bevölkerung wieder besiedelt. Im Jahr 903 verloren die Babenberger Bamberg in einer Schlacht mit den fränkischen Konradinern und die Stadt fiel später an die Königskrone.
Im Jahr 973 schenkte Kaiser Otto II. die Stadt Bamberg dem König. Bamberg an seinen Cousin, den Bayernherzog Heinrich den Kühnen. Dessen Sohn, der römische König und spätere Kaiser Heinrich II., gründete im Jahr 1007 das Bistum Bamberg. Gleichzeitig begann er mit dem Bau der kaiserlichen Residenz und des prächtigen Doms (ab 1004) und wählte vermutlich Bamberg als seinen Sitz.
Das Bistum Bamberg war ursprünglich direkt dem Papst unterstellt. Später wurden die Bischöfe zu Stadtherren, woran auch die Bürgeraufstände (der größte fand 1435 statt) nichts änderten; die Stadt erlangte ihre Freiheit nicht. Anfänglich entwickelte sich hier der Fernhandel erfolgreich. Die Bamberger hatten Handelskontakte ins Rheinland und nach Böhmen (die sogenannte Goldene Straße führte von Nürnberg über Bamberg nach Tachov).
Der bischöfliche Hof von Bamberg war im Spätmittelalter von geistiger Aufgeschlossenheit und großem Interesse an der Kunst geprägt. Bischöfe, Adel und das wohlhabende Patriziat unterstützten und bezahlten eine große Zahl von Künstlern. Neben kleineren Handwerksbetrieben entstanden Großbetriebe mit vielen Gesellen, die es sich leisten konnten, die Entwicklung der europäischen Kunst zu studieren.
Von der reichen Produktion des Mittelalters ist heute in Bamberg nicht mehr viel übrig. Die Zerstörungen während der Feldzüge des Markgrafen Albrecht Alcibiades im 16. Jahrhundert, der Dreißigjährige Krieg, der Übergang zum Barock und die Säkularisation haben die Kunstwerke entweder zerstört oder verstreut.
Bamberg wurde im 15. Jahrhundert unter den Bischöfen Georg I. von Schaumberg (1459-1475) und Georg III., Schenk von Limpurg (1505-1522) zu einem der Zentren des deutschen Humanismus, der Kunst und der Wissenschaft. Johann von Schwarzenberg (1463-1528), Verfasser des "Bamberger Strafgesetzbuches", war einer der wichtigsten Männer am Hof Georgs III. In Bamberg, der zweiten Stadt nach Mainz, begann die neue Kunst des Buchdrucks. Zwischen 1460 und 1461 wurde in Bamberg das erste illustrierte gedruckte Buch überhaupt hergestellt.
Die architektonische Struktur der Stadt nahm zu dieser Zeit feste Konturen an. Die alten Kerne der einzelnen Siedlungen wuchsen zusammen. Ein großer Teil der Häuser in der Altstadt stammt aus dem Mittelalter, auch wenn sie heute äußerlich barock sind, ebenso wie die Form und Größe der Baugrundstücke, der Verlauf der Straßen und die Anlage vieler Plätze. Noch heute ist es möglich, sich in der Innenstadt zurechtzufinden, wenn man sich den Stadtplan von Peter Zweidler aus dem Jahr 1602 ansieht. Damals wird die Stadt auch als fruchtbarer Garten beschrieben, der dem Können der Bamberger Gärtner zu verdanken ist.
Während der Regierungszeit von Bischof Georg III., Schenk von Limpurg, gab es in Bamberg viele Anhänger der Reformation. Doch unter seinem Nachfolger, Weigand von Redwitz, mussten viele von ihnen die Stadt verlassen. Nach der Vertreibung des Kämmerers Johannes Schwanhausen, dessen Predigten über die ungerechte Verteilung der landesherrlichen Güter ein großes Publikum anzogen, aber auch andere soziale und reformatorische Motive führten zusammen mit den Bemühungen der Bürgerschaft, die Macht des Domkapitels zu brechen, am 11. April 1525 zum Bamberger Aufstand als Teil der großen deutschen Revolution, dem Bauernaufstand.
Die Bürger besetzten die Stadttore, die Sitze der Domherren und das Stift Michelsberg wurden geplündert. Daraufhin wurde mit Bischof Weigand ein Friedensvertrag geschlossen. Doch nach der Niederlage des Bauernheeres vor den Toren Würtzburgs und der Einberufung von Truppen unter der Führung von Georg von Truchseß durch das Domkapitel kam es in Bamberg zu einem harten Schlagabtausch mit den Aufständischen. Zwölf Aufständische wurden hingerichtet und Stadt und Land mit empfindlichen Geldstrafen gezüchtigt.
Ein weiteres dunkles Kapitel in der Geschichte der Stadt sind die brutalen Hexenprozesse, die zwischen 1625 und 1631 auf Initiative des Bamberger Bischofs Johann Georg Fuchs von Dornheim in und um die Stadt stattfanden. Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt, aber man schätzt, dass Tausende von Menschen, meist Frauen, hingerichtet oder gemartert wurden.
Der Dreißigjährige Krieg
Im Jahr 1618 begann der schreckliche Dreißigjährige Krieg, der 1631 auch die Franken erfasste. Die Stadt blieb auf der Seite der Katholischen Liga. Da häufig Truppen durch das Gebiet des Herzogtums Bamberg zogen, war sie besonders betroffen und wurde von Freund und Feind, von kaiserlichen Truppen, Schweden und Franzosen gleichermaßen geplündert und verwüstet. Die Verteidigung Bambergs mit ihren vielen einzelnen Stadtteilen und schwachen Mauern war unmöglich. Zwischen 1631 und 1648 wurde die Stadt von schwedischen Truppen besetzt und das Bistum verschwand vorübergehend. Vor dem Krieg hatte die Stadt 12.000 Einwohner, nach dem Krieg weniger als 7.000.
Barockzeit, 17. bis 18. Jahrhundert
Nach dem Krieg erlebte Bamberg seine kulturelle Blütezeit. Unter den Schönborn-Bischöfen Lothar Franz (1693-1729) und Friedrich Karl (1729-1746) erlebte die Stadt eine rasante wirtschaftliche Entwicklung, vor allem durch die von Fürstbischof Lothar Franz eingeleiteten Reformen in Verwaltung und Wirtschaft. Der mit absoluter Macht regierende Fürst schuf einen straff organisierten, gut funktionierenden Stab von Stadtbeamten. Die Stadtverwaltung kontrollierte alle Lebensbereiche und übernahm viele neue Aufgaben. Handel und Handwerk wurden reguliert, die Produktion wurde gefördert und Straßen wurden gebaut. Gegenreformatorische Maßnahmen stabilisierten die katholische Kirche. Das farbenfrohe Mittelalter in Bamberg wich allmählich einem klaren und hellen Bürokratenstaat.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es in Bamberg zu umfangreichen Baumaßnahmen im Barockstil, zur Barockisierung von Klöstern und Kirchen, zum Bau von Residenzen, Schlössern und Bürgerhäusern. Das architektonische Konzept des Landesherrn, Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, stand dahinter. Im März 1700 wurde ein Mandat erlassen, das umfangreiche Steuererleichterungen für Neubauten gewährte, Baumaterialien kostenlos zur Verfügung stellte und Bauverträge sehr wohlwollend genehmigte. Die einzigen Verbote waren, dass die Häuser so gebaut werden mussten, dass das Holz sichtbar war, und dass bestehende Fachwerkhäuser verputzt werden mussten. Steuererleichterungen erlaubten es den Bürgern auch, ihren Häusern mit barocken Fassaden ein neues Gesicht zu geben. Brunnen, Brücken und Plätze wurden mit Statuen geschmückt.
Der Bauboom zog auch viele Architekten, Baumeister und Handwerker an. Zu ihnen gehörten die Architekten und Baumeister Gebrüder Georg, Leonhard, Johann Dientzenhofer, der in Eger geborene Architekt Balthasar Neumann und andere.
Es war unmöglich, einer mittelalterlichen Stadt wie Bamberg, die natürlich wuchs und aus vielen kleinen Details bestand, einen idealen symmetrischen Grundriss aufzuzwingen. Der Stadtplan der Fürstbischöfe, der den Ideen des Architekten Balthasar Neumann folgte, sah die Schaffung einer barocken Achse von der Ostseite der Stadt aus vor, von der berühmten Seebrücke (1784 abgerissen, heute durch die Kettenbrücke ersetzt) entlang der Hauptwachstraße, über den Grünen Markt, durch die Arkaden des Inselrathauses bis zum Domplatz. Entlang dieser Achse wurden Gebäude errichtet, die als architektonische Vorbilder für andere bürgerliche Bauten dienten. Sie sollten eine optische Verbindung zwischen ihnen herstellen und ein dem barocken Lebensgefühl entsprechendes Raumgefühl vermitteln. Den Höhepunkt bildet der Eckflügel der Neuen Residenz des Architekten Leonhard Dientzenhofer, der den hügeligen Teil der Stadt, den Inselteil und die umgebende Landschaft optisch miteinander verbindet.
Trotz der allgemeinen Entwicklung der Stadt war die soziale Situation Ende des 18. Jahrhunderts sehr düster. Unter der Herrschaft von Franz Ludwig von Erthal, Fürstbischof von Bamberg und Würzburg (1779-1795), wurden weitreichende Reformen im Rechtswesen, im Bildungswesen, im Gesundheitswesen und in der Armenfürsorge durchgeführt. Er war der Prototyp des "aufgeklärten" Fürsten, der sich als Diener seines Volkes verstand. Bamberg hatte zu dieser Zeit etwa 21.000 Einwohner, darunter 3.000 registrierte Nichtjuden.
1789 baute Franz Ludwig zusammen mit dem Arzt Adalbert Friedrich Marcus das damals modernste Krankenhaus Europas. Er schuf eine Art "Krankenkasse" für Dienstboten und Gesellen, zu der sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer beitragen mussten. Die Organisation des Volksschulwesens sollte seine Untertanen in die Lage versetzen, ihre Situation aus eigener Kraft zu verbessern. Das System der Armenfürsorge galt als so vorbildlich, dass es 1816 vom Königreich Bayern übernommen wurde und in seinen Grundzügen bis zur Einführung der Bismarckschen Sozialmaßnahmen gültig blieb.
Säkularisation (1801-1802)
Mit der Französischen Revolution in den 1890er Jahren und den Napoleonischen Kriegen ab 1792 kam die Entwicklung der Stadt ins Stocken. Bamberg wurde mehrmals von den Franzosen besetzt. Die Kriege wurden durch einen Friedensvertrag beendet, der 1801 in Lunéville zwischen dem siegreichen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich geschlossen wurde. Eine der Folgen des Abkommens war die Säkularisation, d.h. die Auflösung kirchlicher Fürstentümer wie Bamberg, deren Säkularisation und die Entschädigung deutscher Fürsten mit Einkünften und Land für linksrheinische Verluste.
1802 besetzten bayerische Königstruppen Bamberg und beendeten damit das eigenständige Kirchenfürstentum Bamberg. Der bayerische König in München übernahm die Regierung der Stadt, das bischöfliche Amt wurde abgeschafft. Die Eingliederung Bambergs in das Königreich Bayern wurde auf dem Wiener Kongress 1814-1815 bestätigt.
1817 wurde in Bayern mit der Errichtung der beiden Erzbistümer München-Freising und Bamberg eine neue kirchliche Ordnung geschaffen. Die Bistümer Würzburg, Speyer und Eichstätt wurden dem neuen Erzbistum Bamberg eingegliedert.
Die Säkularisation und ihre Folgen waren ein schwerer Schlag für die Geschichte und Gestalt Bambergs. Sieben Klöster, drei Kapitelkirchen, eine Residenz und viele andere Gebäude gingen in den Besitz des Königreichs Bayern über. Die Einwohner waren der Meinung, dass die ungenutzten Kapellen und Tore abgerissen werden sollten, um der Stadt ein freundlicheres Aussehen zu geben. Der größte Verlust für diese Idee war die ursprüngliche St. Martinskirche am heutigen Maximilianplatz, die samt dem angrenzenden Friedhof abgerissen wurde.
19. Jahrhundert - Gegenwart
Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, der Bau der Eisenbahnlinie und die Eröffnung des Ludwig-Donau-Main-Kanals hatten großen Einfluss auf das heutige Erscheinungsbild Bambergs und seiner Umgebung. Auch die jüdische Gemeinde trug zur Entwicklung bei und wurde mit der Lockerung der restriktiven Vorschriften im Jahr 1871 zu einer treibenden Kraft in der Wirtschaft.
Bamberg war auch eine bayerische Garnisonsstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bis zu 16.000 Menschen in der örtlichen Kaserne stationiert. Amerikanische Soldaten. Mit ihrem Abzug im Jahr 2014 endete die militärische Tradition in Bamberg.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Bamberg im Vergleich zu anderen deutschen Städten nur geringfügig beschädigt.
Seit 1993 ist Bamberg UNESCO-Welterbestadt.