Würzburg - Adeliges Damenstift St. Anna
Das Adelskloster St. Anna in Würzburg wurde 1714 von Johann Philipp von Greiffenclau, Fürstbischof von Würzburg, dank eines Vermächtnisses der Gräfin Anna Maria von Dernbach gegründet. Zwischen 1720 und 1721 fertigte Johann Dietzenhofer Pläne für ein Adelsstift an, die in der Universitätsbibliothek Würzburg aufbewahrt werden, aber nicht realisiert wurden.
Erst 1747-1751 wurde von Balthasar Neumann im Graben, der heutigen Theaterstraße 16, ein neuer Stiftsbau errichtet.
Das Kloster wurde 1803 säkularisiert und 1945 bei einem Luftangriff zerstört.
Geschichte
Die Stiftung wurde durch das Testament der Gräfin Anna Maria von Dernbach, geborene Freiin Voit von Rieneck, regierende Gräfin und Herrin von Wiesentheid, im Jahre 1683 errichtet. Die Güter und der Besitz der Stiftung wurden 1701 durch einen Vertrag festgelegt. Dazu gehörten Häuser in Bamberg und 90.000 Gulden in bar.
Das Adelige Damenstift St. Anna wurde dann 1714 von Johann Philipp von Greiffenclau, Fürstbischof von Würzburg, gegründet. Zweck des Stiftes war die Verehrung Gottes, die Erziehung der Stifterinnen zu geistlichen und edlen Tugenden und die Pflege des Andenkens an die Stifterin. Die Stiftung nahm katholische Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren auf, die aus ritterlichen Familien ohne direkten Bezug zum Reich stammten, vorzugsweise aus den Reihen des fränkischen Adels.
Die Zahl der Präbenden, Stiftsdamen, wurde auf sechs aus unvermögenden Familien festgelegt. Voraussetzungen für die Aufnahme waren der katholische Glaube, ein Alter zwischen 12 und 16 Jahren und der Nachweis adeliger Abstammung anhand von acht Vorfahren. Prälatinnen waren keine Nonnen, sie konnten später heiraten. 1756 ermöglichte eine Schenkung des Domherrn von Ostein die Erhöhung der Zahl auf acht.
In den Jahren 1720-1721 fertigte Johann Dietzenhofer Pläne für ein Adelsfrauenkloster an, die in der Universitätsbibliothek Würzburg aufbewahrt werden. Die hohen Doppelsäulen sind mit feinen Fensterflügeln mit sanft geschwungenen Giebeln verbunden. Im Plan für die Kapelle ließ Johann Dientzenhofer die runde Kuppel in die angrenzenden Räume verlängern. Das Projekt wurde nicht verwirklicht.
Der erste Stiftsbau mit Kapelle befand sich in Würzburg in der Domerpfarrgasse 12. 1735 bis 1792 blühte das Kloster unter der Äbtissin Eva Theresia von Schönborn (1707-1794), Nichte des Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn und Friedrich Karl von Schönborn.
Zwischen 1747 und 1751 wurde von Balthasar Neumann ein neues Stiftsgebäude in Graben, heute Theaterstraße 16, errichtet.
Am 4. Juni 1803 wurde das Kloster aufgelöst und am 4. Juli wurde das Gebäude versteigert. Die ehemaligen Klostermitglieder erhielten vom neuen bayerischen Monarchen eine Pension und mussten das Kloster verlassen.
Nach dem Kauf errichtete der Käufer, Graf Friedrich Julius Heinrich von Soden auf Sassanfahrt, am 28. September mit Genehmigung der Regierung in den Gebäuden die Churfürstlich priviligierte fränkische Nationalbühne, das spätere Stadttheater Würzburg. Die Bauarbeiten wurden unter der Leitung des Hofbaudirektors und Ingenieur-Kapitäns Johann Andreas Gärtner durchgeführt. Die Eröffnungsvorstellung fand am 3. August 1804 statt.
Das Stiftsgebäude wurde am 12. Juli 1803 an den Münchner St. Anna-Orden übertragen und war für die Betreuung von zwölf Kanonissen bestimmt. Nach mehreren Besitzerwechseln ging es an die Schwestern vom Erlöser über. Seit 2008 ist es das Altenheim der Caritas.
Nach der Bildung des Großherzogtums Würzburg im Jahr 1806 erlangte das Kloster durch einen Staatsvertrag mit Bayern wieder volle Unabhängigkeit. Großherzog Ferdinand III. Toskana von Würzburg erneuerte das "Großherzogliche Fräuleinstift zur heiligen Anna" am 22. Januar 1811 mit neuen Statuten, die in ihren Grundzügen den heute noch bestehenden Stiftungsstatuten entsprechen. Die Zahl der Nonnen wurde auf 21 (später auf 48) erhöht, und neben den sieben Stiftsdamen aus adligen Familien wurden nun auch Töchter nichtadliger Beamter als Präbenden zweiter Klasse zugelassen.
Mit der Auflösung des Großherzogtums Würzburg im Jahr 1814 hörte das Damenstift auf zu existieren und das Fräuleinstift fiel wieder an das Königreich Bayern. Die Äbtissin hatte die Verwaltung des Stiftes bis 1873 inne, dann ging sie an einen von der Regierung von Unterfranken eingesetzten Stiftungsverwalter über.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Stadttheatergebäude am alten Bahnhof am 16. März 1945 bei einem Luftangriff zerstört, ebenso wie die alten Stiftsgebäude. Vom ursprünglichen Kloster ist nur noch die straßenseitige Wand über dem Erdgeschoss erhalten.
In der 1954 erneuerten Stiftungssatzung wurde festgelegt, dass die Stiftung bis zu sechs unverheiratete Töchter bayerischer Beamter oder Angehöriger des öffentlichen Dienstes aus dem Gebiet des ehemaligen Großherzogtums Würzburg aufnehmen kann.
Gegenwart
Nach mehreren Besitzerwechseln kam es in den Besitz der Familie Ruland. Gemäß den Bestimmungen der 1892 gegründeten Stipendienstiftung der Familie Ruland ging das Haus in den Besitz der Erlöserschwestern über und erhielt den Namen "Haus zur heiligen Anna". Bis 2008 wurde das Annastift" von den Erlöserschwestern betreut, danach musste es aufgrund von Baumängeln geschlossen werden.
Nach umfangreichen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten zwischen 2007 und 2011 mit finanzieller Unterstützung der Diözese Würzburg wurde das Gebäude rollstuhlgerecht umgebaut. Jetzt verfügt die Caritas-Senioreneinrichtung über 11 rollstuhlgerechte Seniorenwohnungen von 69 bis 100 m2 mit Aufzug, einen Dachpavillon als Gemeinschaftsraum, eine Gartenanlage, Stellplätze, Wintergärten, Balkone und Loggien.
Vom ursprünglichen Kloster ist nur die zur Straße hin gelegene Wand im Erdgeschoss erhalten geblieben.
Besitzer / Nutzer
Caritas-Einrichtungen GmbH Tel.: 0931 38668900 E-mail: info[ZAVINÁČ]caritas-einrichtungen[TEČKA]de www.caritas-einrichtungen.de/angebote-fuer-senioren/unsere-haeuser/st-annastift |
23. Juli 2023 |
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